My Estonia 1&2 - Rezension


Als ich dieses Buch von Justin Petrone zufällig im Rahva Raamat („Nationalbuch“) Buchladen in Tartu entdeckte, fragte ich mich, wie ich das so lange übersehen konnte. Justin und Epp Petrone sind relativ bekannte Journalisten in Estland, deren Verlag Petrone Print inzwischen ein erfolgreicher Reiseverlag ist, die Bücher ähneln der „Gebrauchsanweisung“-Reihe des deutschen PIPER-Verlags – verschiedene Autoren erzählen übr die Länder, die sie bereisen, alle Titel ähneln sich: „Minu India“, „Minu Jaapan“, „Minu Reykjavik“, „Minu Eesti“ – „Mein Estland“.



Justin Petrone ist US-Amerikaner italienischer Abstammung, der nicht recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Erstmal Journalismus studieren, schreiben kann er schließlich. Ein Auslandssemester in Dänemark. Nach dem Abschluss meldet er sich für einen Korrespondenten-Workshop in Finnland an, eine Aktion des finnischen Tourismusverbandes für junge Journalisten.
Der Ausflug nach Skandinavien verändert das Leben des 23-jährigen, denn er trifft Epp, 29, wild, unabhängig, schön. Sie ist Estin und nimmt ihn kurzerhand für ein Wochenende mit nach Tallinn. Endlich weiß er, was zu tun ist: hier bleiben, in diesem für ihn so exotischen Land, irgendwo zwischen Russland, Skandinavien und dem Rest Europas, bei der Frau seiner Träume. Er lernt Estnisch, findet einen Job bei der „Baltic Times“ und folgt Epp auf ihren Abenteuern durch das Land. In Windeseile sind die beiden verheiratet und erwarten ein Kind. Völlig normal in Estland der 2000er, aber mindestens gewöhnungsbedürftig für Justins amerikanische Freunde und italienische Familie. Er taucht immer tiefer in die estnische Kultur ein, findet Freunde und ist unglaublich stolz darauf, den Touristen in Tallinn sagen zu können: „I live here.“
Im zweiten Teil lernt Justin die Inseln Hiiumaa und Saaremaa kennen, findet dort einen Namen für das Kind, das er und Epp erwarten und ist mit Präsident Arnold Rüütel und Premierminister Juhan Parts in einem Raum, als die Esten sich dafür entscheiden, der EU beizutreten. Das Land verändert sich, und Justin ist dabei – aber das Leben in Estland verändert auch ihn. Als seine Eltern ihn in Tallinn besuchen, merkt er, wie wenig amerikanisch er im Vergleich zu ihnen ist, wie stark er sich den Esten angepasst hat. Aber trotzdem ist er ein Fremder, und seine Familie erwartet, dass er in die USA zurückkehrt…Wie soll das weitergehen?
So einige Situationen und Orte konnte ich beim Lesen wiedererkennen, wer einen Eindruck von Estland und seinen Leuten bekommen will, trifft mit diesen Büchern auf jeden Fall eine gute Wahl. Trotzdem muss man wissen, dass sich Einiges verändert hat seit 2003. Aber warum die Esten so ticken, wie sie es tun, beginnt man auf jeden Fall zu verstehen.
Die Bücher sind bisher nur auf Estnisch und Englisch erschienen. Und jetzt mache ich mich mal an den dritten Teil…



Justin Petrone
My Estonia, Part 1
Taschenbuch, 370 Seiten
Petrone Print, 2009
ISBN-13: 978-9949901548
Preis: 13,99€
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Part 2:
Taschenbuch, 360 Seiten
Petrone Print, 2011
ISBN-13: 978-9949907656
15,99€
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