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Es werden Posts vom Juni, 2018 angezeigt.

Jaanipäev kauges külas – Mittsommer auf dem Land Teil 2

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Ob es eine gute Straße zum Trampen ist, wissen wir beide nicht. Wir klettern über die Leitplanke und laufen weiter. Aber sie führt aus der Stadt raus, und das ist der Weg, den gerade alle nehmen. Nach wenigen Minuten hält auch schon das erste Auto. Als wir an der Kreuzung nach Otepää wieder aussteigen, kommen wir nur wenige Meter weit, da hält schon unsere zweite Mitfahrgelegenheit. Madis übernimmt die Konversation mit dem Fahrer, während ich durchs Fenster die malerischen Wolken und den Regenbogen bewundere. Wahrscheinlich mit offenem Mund. Weizen-, Roggen- und Erbsenfelder ziehen an uns vorbei, dahinter die Wälder und dahinter dieser unglaublich schöne, kitschige Himmel. Unser Ziel heißt Maritse, ein Dorf etwa zwanzig Kilometer östlich von Tartu. Wir sind von Madis‘ Freunden auf den Hof ihrer Familie eingeladen worden. Während wir darauf warten, von unseren Gastgebern abgeholt zu werden, sitzen wir auf der großen Dorfschaukel und bewundern weiter den Regenbogen. Hinter einem

Jaanipäev kauges külas – Mittsommer auf dem Land, Teil 1

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„Kauges külas“ von Curly Strings ist eine inoffizielle Hymne Estlands. Jeder kennt den Text auswendig. Ich natürlich auch. Ich übersetze es mal frei mit „Auf dem Dorf draußen“. Und da soll es für die Jaanipäev-Feier hingehen. Tartu ist am 23. Juni so leer, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Nur die Straßen aus der Stadt raus sind voll. Die Läden, die sonst sieben Tage die Woche bis 22 Uhr geöffnet sind, schließen schon am frühen Nachmittag. Ja, es ist Mittsommer, oder Sankt-Johannis-Tag, wie es korrekt übersetzt heißt. Die Wenigsten bleiben dafür in der Stadt, wer kann, fährt zu Freunden und Verwandten in die Dörfer und aufs Land. Zuerst wollen wir Madis‘ Familie besuchen. Seine kleine Schwester Marilin ist meine strengste Estnisch-Lehrerin und beim jüngsten Bruder bin ich gezwungen, estnisch zu sprechen, da er noch kein Englisch kann. Da in sein Heimatdorf nur einmal täglich ein Bus fährt, und dieser dann keine zehn Minuten später wieder zurück, trampen wir. Estland

Zwischen Holzstapeln und Internet - ist Estland eigentlich reich?

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Ich möchte noch über eine andere Seite Estlands schreiben, von der ihr hier bisher wenig gehört habt.    Die Melonen-Straße in Supilinn, mitten in Tartu Nachdem der niedersächsische Minister für Bildung und Wissenschaft Estland als Vorbild im Bereich Digitalisierung nannte, war ich schon ziemlich stolz. Manchmal fühle ich mich ziemlich estnisch, zum Beispiel, wenn ich einen Vorrat an Brot kaufe, um es mit nach Deutschland zu nehmen. „A very Estonian thing to do!“, stimmen mir meine Bekannten in Tartu zu.  Deutschland sei ein digitales Entwicklungsland, erklärte der Minister, wir müssten da nur mal Estland gucken. Er hofft, zumindest in Niedersachen mit 11 Millionen etwas ausrichten zu können, aber auch dann sind wir noch weit hinterher. Aber warum ist das so? Hat Estland es so viel leichter? Eingang ins Estnische Nationalmuseum.  Hier ist unter Anderem der Stuhl ausgestellt, in dem Skype erfunden wurde. Quelle: erm.ee Die neuere Entwicklung dieses kleinen Landes