Uppsala - von Linné bis Lindy Hop


Es gibt nur eine Altstadt in Schweden, und die ist in Stockholm. Gamla stan. Na gut, natürlich hat auch Uppsala eine schöne alte Innenstadt und auch in den anderen Städten ist das Zentrum älter als alles drum herum – aber das heißt dann trotzdem  nicht Altstadt, sondern eben altes Uppsala oder so. Praktisch, wenn man nicht am zweiten Weltkrieg teilgenommen hat. Dann wurde dabei nicht alles zerstört…
Stockholm ist also voller schöner alter Häuser, Stockholm ist bunt. So, wie man sich eine skandinavische Stadt wünscht. Und hey, die königliche Familie wohnt hier! Jetzt brauche ich nur noch eine Zimtschnecke, dann bin ich glücklich.



Ach ja, und dann ist da noch die Vasa. König Gustav Adolf hatte sie in Auftrag gegeben, ein reich verziertes Kriegsschiff, das gegen Polen-Litauen eingesetzt werden sollte. Die Betonung liegt hier auf sollte, denn als sie am 10. August 1628 den Hafen von Stockholm verließ, nun ja…schwankte sie – und sank. Sie hatte nicht genug Tiefgang, zu wenig Ballast und lief einfach voll, bevor sie ihre Jungfernfahrt so richtig antreten konnte. 333 Jahre lag sie im Hafen von Stockholm, bis sie Anfang der 60er schließlich im Ganzen nach oben geholt wurde. Diese „Rettungsmission“ war über viele Jahre vorbereitet und geplant worden und man testete einige neue Techniken zum Erhalt des Holzes an der Vasa. Irgendwann wurde dann ein Museum um das Schiff herum gebaut, das Vasa-Museum, dessen einziges richtiges Ausstellungstück das große Schiff ist. Alles, was an Bord und drum herum gefunden wurde, soll ihre Geschichte erzählen. Noch immer wird fleißig restauriert und gepuzzelt und eine Ausstellung über die Menschen, die an Bord waren, erweitert, wann immer man genug Puzzleteile für eine Rekonstruktion hat.

Im Hostel wird uns gesagt, wir sollen uns aus der Innenstadt fernhalten. Angeblich gab es eine Terrorwarnung. „The police says there is nothing to worry about, but they always say that when they fuck up. But don’t be scared, it’s not confirmed yet. Just don’t go to any crowded places.“
Na danke. Schön, dass wir das abends erfahren, nachdem wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten abgeklappert haben… Tatsächlich wird aber nichts Terrorverdächtiges entdeckt.


Die Suche nach einer Schlafgelegenheit am nächsten Tag treibt uns nach Uppsala. Der Zug dorthin fährt etwas mehr als eine halbe Stunde und ist verhältnismäßig günstig. Übernachten in Schweden ist teuer (wie so ziemlich alles hier). Uppsala hat natürlich auch ein Schloss. Dort wurde Kristina von Schweden gekrönt und dankte ab, dort wurde beschlossen, dass Schweden protestantisch sein soll und heute beherbergt es ein Kunstmuseum. Darin treffen wir auf finnische Kunst aus Klopapier (SCA natürlich) und eine Fotoausstellung über Zypern. Die Fotografin aus der türkischen Seite der Republik erzählt uns von den Demonstrationen in der Pufferzone und wie sich die Bevölkerung eine Wiedervereinigung wünscht.


Nicht nur im botanischen Garten sind alle Pflanzen akribisch beschriftet, auch in den Parks. Kein Wunder: Carl von Linné (der die binäre Nomenklatur eingeführt hat) war wohl Uppsalas berühmtester Bürger.


Abends nimmt Olle, unser Gastgeber, und mit zu einer Lindy Hop Party. Lindy Hop? Ein Tanz aus den Vierzigern. Klingelt immer noch nicht bei mir. Naja, in Deutschland war damals auch Anderes zu tun. Der Tanz kommt aber, wie man vielleicht am Namen erkennt, auch nicht aus Schweden, sondern aus den USA. Er ist in Schweden und ganz besonders in Uppsala sehr beliebt. Wir lassen uns den Grundschritt zeigen und helfen an der Bar und der Garderobe aus.

"Hier keine Fahrräder parken"


Kommentare

Beliebte Posts

Zwischen Palmen und Plastikmüll

Essentials for your Estonian accent - a not-so scientific approach to linguistics

The Second Year, part I: Conference